Radonabdichtung | Radondichte Abdichtung Altbau & Neubau | Remmers

Radon ist ein farbloses, geruchs- und geschmackloses Edelgas. Radon kommt überall in der Natur vor. Radon geht wie andere Edelgase kaum chemische Verbindungen ein und ist wasser- und fettlöslich.

In der Erdkruste befindet sich seit Entstehung der Erde radioaktives, extrem langlebiges Uran. Unter Emission von Alpha-, Beta- und Gammastrahlung entstehen im Laufe der Zeit radioaktive Folgeprodukte wie Radium-226. Dieses praktisch überall im Erdboden vorhandene Radium-226 zerfällt unter Emission von Alphastrahlung in Radon-222. Es wird ständig im Boden neu gebildet und in Bodenporen und Bodenluft freigesetzt.

Über den Boden diffundiert Radon an die Oberfläche und tritt dort in die atmosphärische Luft aus. Radon-222 besitzt eine Halbwertszeit von 3,82 Tagen. Innerhalb dieser Zeit zerfällt Radon in weitere, radioaktive Zerfallsprodukte, die nicht mehr gasförmig, sondern fest (Schwermetall) sind.

Radon und seine aus Sicht des Strahlenschutz relevanten Folgeprodukte Po-218 → Pb-214 → Bi-214 → Po-214 werden in der Luft gebildet und lagern sich überwiegend an Aerosole an.

Achtung Gefahr!

Diese radioaktiven Aerosole werden mit der Atemluft in die menschliche Lunge transportiert. Hier lagern sie sich an das empfindliche Lungengewebe an und zerfallen weiter. Sie schädigen das Zellgewebe und die menschliche DNA und können Lungenkrebs verursachen.

(Vgl. Radon-Handbuch Deutschland, Bundesamt für Strahlenschutz, 2019) [2]

• Radon und seine radioaktiven Folgeprodukte erhöhen nachweislich das Lungenkrebsrisiko. Dauer und Höhe der Exposition bestimmen das Risiko. Studien in Deutschland und Europa belegen dieses.
• Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Radon bereits 1988 als krebserregend eingestuft.
• Radon in Wohnungen verursacht etwa 5 % der Lungenkrebstodesfälle in Deutschland, das entspricht ca. 1.900 Todesfällen pro Jahr. [1]
• Radon ist nach Rauchen der zweitwichtigste Risikofaktor für Lungenkrebs weit vor Feinstaub, Dieselmotorabgasen, Asbest oder Quarzstäuben!
• Rauchen und Radon verstärken sich wechselseitig.
• Radon stellt für lebenslange Nichtraucher das größte Risiko an Lungenkrebs zu erkranken dar.
• Pro 100 Bq/m³ langjähriger Radonkonzentration erhöht sich das Lungenkrebsrisiko um etwa 16 %.
• Es gibt keinen Hinweis auf einen Schwellenwert, unterhalb dessen Radon ungefährlich wäre.

Das aus dem Erdreich austretende Radon kann praktisch überall, wo auch Feuchtigkeit in Gebäude gelangen kann, eindringen und sich anreichern. In Deutschland liegt der Mittelwert der Radonkonzentration lt. Strahlenschutzkommission in der bodennahen Luft bei ca. 10 Bq/m³.

• Radonrisikogebiete: Ausweisung durch die Bundesländer

Das Strahlenschutzgesetz verpflichtet alle Bundesländer bis Ende 2020 Radonvorsorgegebiete auszuweisen, in denen eine hohe Konzentration von Radon innerhalb von Gebäuden zu erwarten ist. In diesen Gebieten gelten gemäß Strahlenschutzgesetz unterschiedliche Regelungen zum Schutz vor Radon – je nachdem, ob es sich um ein Wohngebäude oder einen Arbeitsplatz handelt.

• Messungen an Arbeitsplätzen

Ab 2020 muss an allen Arbeitsplätzen, die sich im Keller oder Erdgeschoss befinden, Radon gemessen werden. Privatpersonen wird empfohlen freiwillig Radon in unteren Aufenthaltsräumen wie Schlaf-, Arbeits- und Wohnzimmern zu messen. Schon heute führen wenige Kommunen und Haushalte freiwillige Messungen durch. Ob ein konkretes Gebäude erhöhte Radonwerte vorweist, kann nur über eine Messung ermittelt werden.

Die Radonkonzentration in der Boden- und Freiluft kann im sog. BfS-Geoprotal über folgenden Link www.imis.bfs.de/geoportal eingesehen werden.

• Referenz- / Richtwert

Richtschnur für eine erhöhte Radonkonzentration ist 300 Bq/m³ in Innenräumen. Bei Überschreitung sollten Maßnahmen zur Reduzierung ergriffen werden.

Achtung!

Nach aktuellen Angaben des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) & Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden Schutzmaßnahmen bereits ab einem Jahresmittel von 100 Bq/m³ empfohlen.

• Referenzwert | Richtwert | kein Grenzwert

Als Maßstab für die Prüfung der Angemessenheit von Maßnahmen zum Schutz vor Radon dient gemäß Strahlenschutzgesetz ein Referenzwert von 300 Bq/m³. Ein Referenzwert ist kein Grenzwert, der nicht überschritten werden darf. Schutzmaßnahmen sind nicht erst bei Überschreitung sinnvoll. Der Referenzwert wird zur Bewertung von Radon-Konzentrationen herangezogen.

Ein Referenzwert ist kein Grenzwert! Es gibt deutliche Unterschiede:

Ein Grenzwert ist ein Wert, der nicht überschritten werden darf. Ein Referenz- / oder Richtwert ist ein Wert, nach dem man sich richten sollte und der eingehalten werden sollte, um nicht unter Umständen fahrlässig oder grob fahrlässig zu handeln. Ein Referenzwert dient gemäß Strahlenschutzgesetz lediglich als Bewertungskriterium für erforderliche Maßnahmen.

Weil Radon natürlichen Ursprungs ist, die Strahlenquelle nicht entfernbar ist und bereits bei natürlich vorkommender Radon-Konzentration ein Risiko nachweisbar ist.

Ein Grenzwert ist nur sinnvoll, wenn das Strahlenausmaß kontrollierbar ist und die Menge des radioaktiven Stoffes angepasst werden kann, die Exponation kontrolliert werden kann und Schutzmaßnahmen ergriffen werden können.

Wäre ein Grenzwert für Radon-Konzentrationen in Gebäuden definiert, würden dort zwingend Maßnahmen durchzuführen sein. Folgerichtig wären Nutzungseinschränkungen, bzw. Sanierungsmaßnahmen in privaten Gebäuden zwingend erforderlich. Durch die Definition eines Grenzwertes erforderliche Maßnahmen werden von internationalen Strahlenschutz-Experten nicht als angemessen betrachtet. Man hat sich darauf geeinigt, dass es für Radon nur einen Referenzwert geben soll.

für Bestandsgebäude, Neubauten und Arbeitsplätzte?

Es gelten nach Empfehlungen des Bundesamt für Strahlenschutz unterschiedliche Regelungen für:

• Private Bestandsgebäude

Radon-Senkung durch freiwillige Maßnahmen von Eigentümer & Bewohnern.

• Private Neubauten

Bauherren sind verpflichtet, durch bauliche Maßnahmen den Eintritt von Radon in Gebäude weitgehend zu verhindern.

• Arbeitsplätze

Radon-Konzentrationen müssen gemessen werden und bei Überschreitung des Referenzwertes müssen Maßnahmen zur Reduzierung ergriffen werden.

Zur Langzeitmessung von Radonvorkommen in Innenräumen haben sich Kernspurdetektoren durchgesetzt. Sie registrieren die Radonkonzentration über ein definiertes Zeitintegral. Es geht dabei kein Messeffekt verloren. Empfohlen wird laut Strahlenschutzkommission die Durchführung von Bewertungsmessungen mit Kernspurdetektoren über zwölf Monate. Ersatzweise kann eine Messung auch über drei Monate im Frühjahr bzw. Herbst erfolgen

Unser Tipp:

Das Aufstellen von Radon-Messgeräten ist vergleichsweise simpel.

• Empfohlen werden Messzeiten von 12 Monaten aufgrund von starken Schwankungen der Radonkonzentration in Innenräumen.
• Beauftragen Sie ausschließlich vom BfS anerkannte Messstellen, die kalibrierte Messgeräte vertreiben.
• Anbieter von Radon-Messungen, die anerkannte Stelle gem. § 155 Strahlenschutzverordnung finden Sie unter folgendem Link: http://www.bfs.de/DE/themen/ion/service/radon-messung/anerkennung/anerkennung_node.html
• Das Bundesamt für Strahlenschutz führt jährlich Vergleichsmessungen durch, hierbei wird überprüft, ob die Messgeräte korrekt messen. Verwenden Sie nur Messgeräte, dessen Hersteller an der jährlichen BfS-Vergleichsmessung teilgenommen haben.
  

Die Empfehlungen des Bundesamt für Strahlenschutz lauten:

• Generelle Erstmaßnahme

Häufiges und intensives Lüften.

• Bestandsgebäude

Radoneintrittspfade im bodenberührten Bereichen identifizieren und Abdichten (Risse, Fugen, Rohrdurchführungen u.a. undichte Stellen) Einbau automatischer Belüftungssysteme Absaugen radonhaltiger Luft unterhalb des Gebäudes.

• Neubauten

Durchgehend gegen Bodenfeuchte und damit auch gegen das Eindringen von Radon abdichten.

Wissenswertes zum Schutz vor Radon

Die Gasdurchlässigkeit eines Abdichtungsmaterials hängt sowohl von seiner Materialzusammensetzung als auch von den Eigenschaften des eindringenden Gases ab. Edelgase wie Radon diffundieren als Einzelatome besonders gut durch poröse Stoffe. Dabei ist insbesondere die Halbwertszeit (die Zeitspanne, nach der die Hälfte der ursprünglich vorhandenen Menge des Isotops durch radioaktiven Zerfall abgebaut worden ist) von Radon zu berücksichtigen (3,82 Tage). Der radioaktive Zerfall findet bereits innerhalb der Bauteile statt, wenn die Diffusionszeit von Radonatomen durch die zu diffundierenden Materialien mehrere Halbwertszeiten beträgt. Die sich bildenden Zerfallsprodukte sind dann nicht mehr gasförmig und werden im Baustoff gebunden, gelangen also nicht in die Raumluft und sind somit für den Menschen unschädlich. Radondichte Materialien müssen in ihrer Materialdicke mindestens der dreifachen Diffusionslänge von Radon entsprechen, so lautet ein mittlerweile in der Wissenschaft akzeptierter Vorschlag *.

* Keller, G.; Hoffmann, B.; Feigenspan, Th.: „Radon permeability and radon exhalation of building materials“, Science of the total environment 272(1-3), pp. 85-89 (2001), doi: 10.1016/S0048-9697(01)00669-6